Hi zusammen,
heute wollte ich mich mal dem Thema Offsetkorrektur und seinen unzähligen Märchen im großen WWW annehmen.
Immer wieder kann man Dinge lesen wie
... stell deinen Offset auf 0,xx, so wie bei mir dann geht es.
... du musst bei Flock auch den Offset verstellen, sonst geht es nicht.
Sorry Leute, diese Aussagen so alleine in den Raum gestellt sind absolut sinnlos. Damit treibt nur jemand seine Posting-Quote hoch.
Deshalb möchte ich nun versuchen das Thema so aufzubereiten, das es jeder versteht und sich seine Fragen selber und den anderen richtig erklären kann.
Warum überhaupt eine Offsetkorrektur am Plotter?
Fangen wir doch ganz vorne an und stellen uns vor, wir entwickeln einen Schneideplotter. Wir nehmen uns einen Rundstahl und schleifen uns eine Schneide daran. Da wir noch keine Ahnung von irgendwelchen Offsets haben, machen wir das so:
Wir schleifen auf der einen Seite eine Schneide, so das genaue in der Mitte des Rundstahls die Spitze entsteht. Wir nehmen das neue Messer jetzt senkrecht in die Hand und könnten so auch schon eine Folie schneiden, einfach indem wir den Rundstahl mit der Schneide immer in die Richtung drehen in die wir schneiden wollen. Super, als warum benötigen wir also dann den Offset bei der Messerspitze? Es geht doch auch so, toll. Dann konstruieren wir uns eine Maschine, bauen einen Motor an das Messer und lassen es immer in die richtige Richtung drehen. Das gibt aber schon, nennt sich dann Schneideplotter mit Tangentialkopf und kostet ein haufen Geld. Gut, dann lassen wir also den Motor weg und lagern das Messer in Kugellagern, dann kann es sich ja hindrehen wo es will, irgendwo muss ja gespart werden. Wir starten erneut, der Schnitt von links nach rechts läuft super, das Messer zeigte zufällig in die richtige Richtung, und nun ändert die Maschine die Richtung. Jetzt beginnen die Probleme, dass Messer sieht gar keinen Grund sich selber der Fahrtrichtung anzupassen und bewegt sich nun eher kratzend als schneidend durch das Material. Dem dummen Stahlstück ist es auch völlig egal ob es schneidet oder kratzt, den einzigen den das stört sind wir. Eine Drehbewegung, resultierend aus den nun auftretenden Kräften, wäre hier, mit einer zentrischen Anordnung der Spitze, eher Glück als Absicht.
Okay ein neuer Versuch. Was wollen wir? Wir wollen also, dass die Schneide immer in Fahrtrichtung zeigt. Vorrausschauend könnte das nur eine Tangentialsteuerung. Zu teuer, hatten wir schon mal. Wir benötigen also etwas, was dem Mittelpunkt hinterher läuft wie ein Hund dem Herrchen. Lassen wir das doch die Spitze machen. Also versetzen wir beim erneuten schleifen die Spitze raus aus der Mitte und machen das ganze einfach mal nicht zentrisch. Bei einem auftretenden Richtungswechsel wirken nun zwar auch wieder Querbelastungskräfte auf die Messerspitze, aber da diese sich nun auf einer Kreisbahn um den Mittelpunkt bewegen kann, wird sie sich wegdrehen. Bei einem neuen Probelauf sieht es nun so aus, als ob die Spitze jetzt immer versucht dem Mittelpunkt hinterherzulaufen. Dadurch zeigt die Schneide immer in Fahrtrichtung.
Super, dann kann der Plot ja beginnen. Lasst uns einen Kreis schneiden. Die Maschine fährt zum Startpunkt setzt das Messer ab und fährt in einen Kreisbogen wieder zurück zum Startpunkt. Wir haben eine gute Steuerung und Mechanik und der Kreis sieht aus wie ein Kreis. Aber das fehlt ein Stück der Schnittlinie. Warum wurde es nicht geschnitten? Analysieren wir:
Maschine fährt zu Koordinaten x,y 0,0 – Kreisbogen zu – x,y 0,0
Sieht doch gut aus. Der Messerhalter steht bei Start und Ende genau mittig über den Koordinaten. Wo ist das Problem? Ganz einfach der Messerhalter steht mittig über der Koordinate, die Messerspitze aber nicht mehr, wir haben sie beim schleifen aus der Mitte rausgesetzt. Die steht jetzt überall, nur nicht genau über der Koordinate. Im dümmsten Fall steht sie sogar völlig gegen die Fahrtrichtung und dreht sich erst beim losfahren um. Dann fehlt uns schon zu Beginn ein Stück in der Länge des Offsets. Jetzt fahren wir den Kreis und das Messer schleppt hinterher und es fehlt zum Schluss wieder ein Stück in der Länge des Offsets. So jetzt viel Spaß beim entgittern. Die Lösung ist nun relativ einfach, wir lassen unsere Steuerung die Kontur einfach um den doppelten Offset länger abfahren, so ist der Schnitt dann geschlossen.
In der Praxis gibt es nun verschiedene Ansätze entweder kann man das Offset an der Maschine einstellen oder über die Software. Was nun die Vor- oder Nachteile sind, darüber möchte ich hier nicht philosophieren.
Was jeder aus diesem Text jetzt mitnehmen sollte:
Bei einer guten Plottermechanik, einem guten Messerhalter und einer guten Steuerung (Hard- wie Software) ist die Offsetkorrektur einzig von der Schneidengeometrie des Plottermessers abhängig und von nichts anderem.
Also wenn jemand behauptet er kann mit einem 60er Messer und dem zugehörigen orginal Offset für dieses Messer, sein Material nicht korrekt schneiden, wird es wohl eher daran liegen, dass das Messer stumpf ist oder das Material sich mitbewegt. Vielleicht ist auch seine Plottermechanik ausgeleiert. Wenn das Material schei...., ist kann die beste Hard und Software nichts korrigieren.
Also Ratschläge von anderen sind nicht übertragbar und geben höchstens eine Richtung vor, aber keine Lösung.
Für den, der mit seinem Offset experimentieren muss oder möchte, habe ich in einer Anleitung eines MUTOH Junior Plus Schneideplotter etwas dazu gefunden. Auf Dokumentenseite 21 oder AdobeSeitenformat Seite 29 oder Suchbegriff Offsetprinzip sieht man Abbildungen zum selber testen. Ich habe so auch eine Testreihe mit verschiedenen Offset gefahren und den besten ermittelt. Der beste so von mir ermittelte Offsetfaktor meines Chinaplotters deckt sich zufällig genau mit den Voreinstellung der großen Schneidesoftwareanbieter.
Dokument hier
http://www.mutoh.be/01/MyDocuments/junplusger.pdf