30°, 45° Messerauswahl

  • Hi.


    Ich wollte gerne mal wissen welche Vorzüge welche Messerart hat? Wenn ich also kleinere Sachen zu schneiden habe, sollte man ja ein 30° Messer benutzen. Spricht denn was dagegen wenn man das ständig für alle anderen Aufträge auch benutzt? Also ich meine- welchen Vorzug hat den dann ein 45° Messer gegenüber einem 30° Messer??


    Danke, Timo

  • SPONSOR
  • Hi zusammen,


    ich spare hier mir mal die allgemeinen „Hallo ich bin der Neue und komm jetzt öfters“-Floskeln und leiste einfach mal direkt meinen Beitrag zum Forum. Übrigens, ich schreibe bei Fragen, die mehr allgemeiner Natur sind, immer auch für die Allgemeinheit. Also bitte nicht persönlich nehmen, wenn ich den Frager nicht persönlich anspreche.


    So einfach ist das aber nicht zu beantworten, ich hole dazu mal etwas weiter aus.


    Der bei Plottermessern angegebene Winkel zeigt in der Regel immer den Öffnungswinkel der Schneide, in der Relation zum Material, an. Kleiner Winkel = flache Öffnung und großer Winkel = große Öffnung.
    Ein schönes Bild dazu gibt es im Gröner Plottemesserprospekt auf Seite 3
    http://www.groener.de/static/c…plottermesserprospekt.pdf


    Daraus ergibt sich schon mal prinzipiell, dass mit zunehmender Materialdicke auch der Öffnungswinkel der Schneide steigen sollte.


    Jetzt muss man dazu im Verhältnis aber auch die Plottermechanik beachten und verstehen was diese macht. Da ich davon ausgehe, dass die meisten allein wegen des geringeren Preises mit Schleppmesserplottern arbeiten, gehen ich nur darauf ein.
    Ein Schneideplotter wird beim schneiden einen Wendepunkt anfahren, wird dann mit den Offsetfaktor darüber hinausfahren, um auch wirklich bis in die Ecke zu schneiden, und dann die Richtung wechseln. Wenn man jetzt mit einem Plottermesser mit geringem Winkel, in einem dicken Material arbeite, dann vergrößert sich dadurch die im Material eingetauchte Schneidenlänge. Wenn ich eine Klinge tief in ein Material stecke, kann ich es nun mal nicht mehr ohne Verluste einfach im Stand um z.B. 90 Grad umdrehen. Entweder gibt nun das Material nach oder das Messer. Bei Holz und einem Teppichmesser dürfte das jedem klar sein. Da ich davon ausgehe das nun niemand mit so harten Material auf seinem Plotter arbeitet, wird dann wohl eher beim plotten das Material leiden. Das Plottermesser wird es beim drehen einfach zu Seite drücken und weiterschneiden. Mache ich das gleiche aber mit einem 60er Messer, dreht das schon viel leichter und materialschonender. Bedingt durch die Drehfreudigkeit wird das Ergebnis bei kleineren Plots auch besser.
    Vielleicht ist es nicht immer gleich zu sehen, aber bei kleinen Schriften und spätesten beim Entgittern wird sich der unsaubere Schnitt bemerkbar machen.


    Jetzt könnte man ja auf die Idee kommen, das ist ja super, das 60er Messer ist viel besser, das schneidet auch kleinere Kurven viel sauberer in allen Materialien und Materialschonender ist es auch. Ich nehme jetzt nur noch das. Das ist auch richtig, aber bedingt durch die dann dauerhaft eingesetzte kürzere Schneidenlänge ist es dann aber auch schneller an der eingesetzten Stelle stumpf.


    Beachte man nun diesen Zusammenhang kommt man auf folgenden Schluß:


    Mann kann mit einem einzigen Messer seiner Wahl fast alles schneiden, solange es dünner ist als es der Öffnungswinkel zulässt. Die Frage ist nur wie hoch die Qualität des Ergebnisses sein wird, wie stark belaste ich den Plotter und wie lange soll das Messer halten.


    Es wird also niemand sagen können was für welche Material am besten ist und welcher Winkel universal zu benutzen ist. Ein große Kreis in dickem Flock mag mit 30 Grad ja noch gut schneidbar sein, ist es eine 10 mm Schrift dann auch noch? Muß ich in dünner Folie wirklich für die mittelgroße Schrift ein 60er Messer nehmen oder reicht auch das 45er was gerade drin ist?


    Man sollte sich also immer zwei Sorten von Fragen stellen


    Prinzipielle Fragen:
    1) Was für Material will ich schneiden (dünn oder dick)?
    2) Wie sieht mein Plot aus (einfach oder super verschnörkelt)?


    Fragen zur Qualität, Messerabnutzung und Plotterbelastung
    3) Wie viel möchte ich schneiden?
    4) Welche Qualität erwarte ich?


    3) und 4) setze ich dann in die Relation zwischen Messerabnutzung und Qualität in Bezug zum Aufwand des Messerwechsels.


    Als Faustregel kann also nicht gelten:


    Kleiner Plot --- kleiner Winkel (das ist zu einfach)


    Sondern nur:


    Je dünner das Material und je gröber der Plot --- umso flacher der Winkel
    Je dicker das Material und je feiner der Plot --- umso größer der Winkel
    --- dazwischen selber ausprobieren


    Ups, das war für den ersten Beitrag ziemlich viel, aber ich hoffe es hat ein bisschen zum Verständnis beigetragen.


    Ich hätte jetzt auch schreiben können:
    "Eh jo, mach das so, das machen wir alle so, dann passt schon"
    Dieses liegt mir aber nicht. Lieber nach dem Motto, nur wenn man weiß was man macht, kann man es richtig machen.
    Wenn das hier nicht gewünscht ist, soll ja solch ein Forum geben, kurze Rückmeldung, dann kann ich das aber auch lassen. Ich bin da flexibel.




    Gruß


    Chuchulainn

    Gruß


    Stefan


    Das Huhn ist mir am liebsten, legt erst das Ei und gackert dann


  • Neee, nicht lassen... ist schon supi...!


    Super Erklärung, das sollten wir vielleicht oben ans Brett als "wichtich" pinnen...!


    Kannst Du die Offseteinstellung genausogut erklären...? :D

    mit freundlichem Grinsen,
    Stefan

  • Klasse erklärung chuchulainn !! =)


    Vielen Dank dafür- nun hab ich, und sicherlich einige andere auch wieder was dazu gelernt!


    Sowelche erklärungen bringen einen doch viel weiter!


    Gruß, Timo

  • Hi, falls noch gebraucht:


    Ich verwende mittlerweile einen Roland PC 600 mit Wachsbändern, Spiegelverkehrt gedruckt auf passende Folie, Konturgenau geschnitten, entgittert und mittels Transferpresse aufgepresst.


    Bei Folien aufpassen, da gibt es große Unterschiede, ebenfalls wichtig ist die Quali des Shirts!


    Gerber ist auch eine gute Sache, haben Randgelochte Folien allerdings.


    LG STK

    und wenns das letzte is, irgendwie schaff ichs.

  • ..Vielen Dank mal wieder für den ausführlichen Beitrag und den anderen Beiträgen natürlich auch!


    Aber: wenn ich jetzt das hier lese beim Messerkaufen=


    30° Schneidewinkel, für feine und kleine Schriften


    45° Schneidewinkel, für Standard, normale Folien


    60° Schneidewinkel, für Flockfolien und dicke Materialen


    Dann verstehe ich das so, daß (mal angenommen ich schneide nur die Oracal 751er Cast serie) das 60er Messer also für dünne Folien nicht so geeignet ist. Und wenn ich jetzt superfeine, verschnörkelte Sachen mit der Folie schneiden will, ist das 60er Messer aber doch das richtige!? Jetzt würde ich nämlich, wenn ich die erklärung da oben durchlese normalerweise ein 30er Messer für die eben erwähnte Aufgabe nehmen: "30° Schneidewinkel, für feine und kleine Schriften"...



    Danke und gruß, Timo

  • In welchen Shop hat man denn das erzählt. Ich hoffe du redest hier nicht von irgend einem Ebay-Troll der alles vertickt, was nach Geld riecht.


    In den größeren Shops, die sich das zum Hauptthema machen, habe ich sowas noch nicht glesen.


    Also wie ich ja bereits geschrieben habe, mußt du einen Kompromis finden zwischen Winkel für die Dicke des Material und Winkel für den Feinheitsgrad des Plots.


    Zitat

    30° Schneidewinkel, für feine und kleine Schriften


    Diese Aussage ist so alleine in den Raum gestellt, absoluter Müll. Ich habe mal schnell ein Bild gemalt.


    [Blockierte Grafik: http://www.pankeyo.de/images/bilder/allgemein/Plottermesser_Winkel.jpg]


    Man sieht deutlich das in Bild 1 mit dem 30er Messer für feine Auflösungen kein Blumentopf zu gewinnen ist, währen sich das dann in Bild 2 doch etwas relativiert.


    Vielleicht ist es jetzt klarer.

    Gruß


    Stefan


    Das Huhn ist mir am liebsten, legt erst das Ei und gackert dann

    Einmal editiert, zuletzt von chuchulainn ()

  • Ich allerdings kan keine unterschiedt zehen, sorry.
    Gr. Huub

  • In Bild1 sieht man, dass beim 30er Messer fast die ganze Schneide im Material steckt, während beim 60er Messer es weniger als die Hälfte ist. Würde man jetzt diese Messer auf der Stelle drehen (Drehpunkt ist, bedingt durch die Schleppmechanik, die Spitze des Messers), beschädigt das 30er Messer deutlich stärker die Folie als das 60er.


    Wenn ich jetzt einen feinen Plot schneiden lasse, wo es immer wieder Richtungswechsel bei kurzer Schnittlänge gibt, fällt diese Beschädigung natürlich auf.


    Deshalb kann die Aussage 30 Grad für feine und kleine Schriften so alleine nicht stehen.


    Bild 2 soll zeigen, dass mit abnehmender Materialstärke dieser Effekt sich etwas ausgleicht, weil hier die Beschädigungen soweit zurückgehen, dass ein Unterschied nicht mehr wirklich mit dem menschlichen Auge zu sehen ist. Aber vielleicht beim entgittern, weil sich durch das aufgeschobene Material das Messer heben könnte und der Schnitt dann nicht mehr sauber ist.


    Jetzt klarer?

    Gruß


    Stefan


    Das Huhn ist mir am liebsten, legt erst das Ei und gackert dann

  • Ich weiß nicht wie es Huub geht, aber nach dieser erklährung hat es mir eingeleuchtet.


    Danke.....


    Gruß
    Jörg


    Edit....Huub war schneller :-)

    Einmal editiert, zuletzt von Sinus ()

  • Hi..


    Ok- ich habs soweit verstanden!! ;) =)


    Darf man hier links von seiten reinstellen? Würde Euch das ja gerne zeigen- jedoch dem Verkäufer natürlich auch nicht an die Karre fahren! :rolleyes:


    Gruß, Timo

  • Das nenn ich mal ne sehr gute und leicht verständliche Erklärung.


    Vielen Dank, das hat mir als Neuling sehr geholfen.


    Gruß
    Rolf

  • Danke für diese hilfreiche Anleitung. Ich habe im Anhang mal ein Bild, in welchem zu sehen ist das fast alle 90° Winkel schief sind.
    Geschnitten wurde es mit einem 45° Messer (Roland PC 60).
    Liegt dieser Effekt jetzt ausschliesslich am Messer oder gibt es weitere
    Tipps um solche Effekte zu verhindern?!
    [Blockierte Grafik: http://www.litschi.de/temp/plotter.jpg]

    Es gibt 10 verschiedene Typen auf der Erde.
    Die einen verstehen Binärcode und die anderen nicht.

  • Danke erstmal für die schnellen Antworten :-)


    Es wurde direkt aus Corel heraus geschnitten, da kann ich den Offset
    ja nicht über den Treiber etc. einstellen. Ich glaube man kann am PC 60
    den Offset auch an der Maschine einstellen?! Das muss ich mal testen...

    Es gibt 10 verschiedene Typen auf der Erde.
    Die einen verstehen Binärcode und die anderen nicht.

  • Also ob man den Offset an der Maschine einstellen kann weiß ich leider nicht. Aber wenn Du direkt aus Corel plottest ohne einen Offset eingestellt zu haben, dann wundert mich das Ergebnis nicht.


    Sinus