Erinnerungen an die "Steinzeit"

  • Ja, auch wenn es für einige hier unglaublich erscheint: Es gab eine Zeit vor dem Plotter !
    Und eine Diskusion hier an anderer Stelle( geht um Folienschneidetechnik), hat mir wieder mein erstes Werkzeug aus dieser grauen Zeit aus der Erinnerung gekramt.
    Am ersten Tag meiner Lehrzeit( Montag, 3.9. ´77, 07:30 Uhr ) hat mir mein Meister einen roten Halter für Skalpellklingen ( gibts immer noch in Bad Kreuznach!) plus einen 5cm langen Streifen einer ollen Aufzieh-Weckerfeder und einen Schleifstein in die Hand gedrückt. Und damit hab ich dann einen halben Tag lang mein erstes Messer gebastelt. Das Werkzeug existiert immer noch und wird fleißig benutzt. Nur die Klingen sind jetzt doch übliche Handelsware, weil : Wo gibt´s noch Aufziehwecker ?
    Entweder bild´ ich mir das ein oder es ist Illusion, aber ich bin immer noch der Meinung, es gibt nichts eleganteres zum Schablonen- und Folienschneiden als der leichte , federnde Gegendruck im Kurvenschnitt, den eine Klinge aus Uhrenfederstahl erzeugt. Behaupt ich mal.


    :winken:

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  • Da ist das gute Stück. 34 Jahre im Dienst und fast noch wie neu :]
    Man beachte den über die Jahrzehnte durch ständiges Klingenwetzen rund geschliffene Kopf !



    Na, was habt ihr noch so an antikem Werkzeug in Gebrauch ? Oder an Erfahrung in alten Techniken im Repertoir ?
    Lasst uns doch damit angeben, auf daß das digitale Jungvolk uns auf Knien die notwendige Erfurcht erweise! :D :D

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    • altes Messer.jpg

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  • Als ich meine Ausbildung zum Schildermaler / Siebdrucker gemacht habe.


    Haben wir die Maskierfolie noch teilweise selber per Hand geschnitten.
    Für grössere Buchstaben, hatten wir Fertige Kuststoffschablonen.


    Für LKW Plannen ebenfalls. Die Kontur wurde mit Stift oder Kreide angezeichnet und dann mit Restfolien und Kreppbändern abgeklebt, bevor es gerollt wurde.
    Werkzeug wurde meistens auch selbst gebastellt. Füllerfeder solange geschliffen, bis man damit sauber schneiden konnte. Rasierklingen geschnitten zu feinen flexiblen messern. usw.


    Dann hat der Cheffe einen Schneider Schneideplotter gekauft.
    Man musste Koordinaten für einzelne Buchstaben mühsam eingeben.
    Ganze Wörter haben teilweise 1std. gedauert je nach schriftart.


    Nach Kauf von einem Grossen Aristo Plotter ging alles viel einfacher.
    Dann noch einen 2en Aristograph. Anfang 2000 dann noch Kleinere Digitalplotter.

  • Schriftschablonen gab´s bei uns auch. Aus Karton komplette Lettern-Sätze in 3 verschiedenen Größen. Helvetica. Aaaaaaber weeehe....der Meister hat dich damit erwischt <O Eine Woche Werkstattfegen war dann fällig !
    Wir konstruierten selbst! Helvetica und alte DIN-Engschrift war standart und sollte jeder noch vor ende des ersten Lehrjahres leidlich beherrschen. Wurde auch bei der Zwischenprüfung verlangt.
    Am besten konnte man das üben wenn ein Baustellenschild anstand:
    Text grob mit Zimmermannsbleistift auf Rechenpapier vorgezeichnet, maßstäbliche Vergrößerung davon auf Pergamentrollenpapier angerissen, darauf Schrift sauber gezeichnet ( Zirkel und Kreisschablone war erlaubt, die Alten konnten das aber aus der Hand!) Tafel mit Schnitthaut bezogen, Pergamentpause gerädelt, mit Holzkohle auf Tafel übertragen, Schnitthaut entsprechend ausgeschnitten, Farbe drauf, ausgehoben und Ferdisch ! :gut:

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  • Und dann gab´s noch diverse mechanische Wunderwerke der Erfinderkunst, die uns den ein oder anderen Arbeitsgang erleichterten. Eins davon hab ich gerade nochmal aus dem Keller gekramt. Funktioniert immer noch trotz seines Alters . Ohne Strom und 100 % Bleistift/Papier-kompatibel :D


    Wer mir auf Anhieb die Funktionsweise erklärt bekommt 10 Extrapunkte in die B-Note von mir !

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  • Und dann ( Tataaaa! ) hielt die Elektrifizierung Einzug in unsere beschaulichen Werkstätten :gut:
    Einer unserer Gesellen hatte das Dingsbums auf ner Wimmelanzeige eines Alles-Mögliche-Versands entdeckt, bestellt, mitgebracht und wir haben´s eifrig ausprobiert. :gut: :gut:

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    • 800px-DKEP.jpg

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  • Zitat

    Original von kalle b.
    Und dann gab´s noch diverse mechanische Wunderwerke der Erfinderkunst, die uns den ein oder anderen Arbeitsgang erleichterten. Eins davon hab ich gerade nochmal aus dem Keller gekramt. Funktioniert immer noch trotz seines Alters . Ohne Strom und 100 % Bleistift/Papier-kompatibel :D


    Wer mir auf Anhieb die Funktionsweise erklärt bekommt 10 Extrapunkte in die B-Note von mir !


    Das ist doch so'n Dings zum verkleinern oder? - ich war zwar 77 gerade im Kindergarten, aber ich glaub sowas in einer Matheaufgabe später mal gesehen habe :O

  • Was man da aber schön sehen kann, ist wo die ganzen Arbeitslosen herkommen.
    Das eigentlich Verwunderliche ist da schon, dass noch soviel Arbeit übergeblieben ist!


    Wenn ich allein daran denke was ich hansel an Software verbrochen habe... allein, was da an Rechnungen automatisch beim Paket abscannen erstellt wird - da hätten einige Sachbearbeiter bis zur Rente die Schreibmaschinen verschleißen können... :O

    Einmal editiert, zuletzt von toemmel ()

  • Tja, auch mein alter Betrieb wurde ein Opfer der digitalen Arbeitserleichterung. Ich konnt mich noch rechtzeitig zum öffentlichen Dienst hin absetzen, aber die alte Produktionsstätte mit 2 Grafikern, 4 Schildermalern,4-6 Lehlingen, 4 Siebdruckern, 2 Schlossern, 2 Holz- und Kunststoffschreinern , 2 Elektrikern, 3 Monteuren , einem Werkstattleiter, einem Meister , einem Betriebsingenieur und 1 Frl. Hinsberger ( war wichtiger als alle anderen zusammen...) wurde dann in den neunzigern dichtgemacht, weil jeder mehr oder minder technikbegabte Amateurbastler mit Rechner und Plotter das alte Handwerk des "Schilder- und Schriftenmalers"(so nannten und so nennen wir uns noch heute mit Stolz !) durch Billigangebote zerstampfte. :mmmh:


    So, genuch gejammert!
    Quizfrage:
    Was haben Gummirakel, Bleifolie und Hausenblase gemeinsam ?
    Wehe, ihr Googled ! Dann gibt´s eine Woche Wekstattkehren ! :evil:

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  • hehe,
    das Ding gab es damals auch in der YPS wer es noch kennt.
    war zum Vergrößern oder Verkleinern je nachdem wie es zusammengefriemelt hast.
    Funktionierte und funktionobelt auch heute noch.
    Aber wie war es in der Zeit vor Computer ??


    Kann mich eigentlich nur noch schwach entsinnen.
    Das erste Internet war glaub ich mit dieser Tastatur über Fernseher
    Dann kam das Mailbox System, und dann ja da war es plötzlich 9600baud Modem und los ging es
    lang is her

    Alles wird gut

  • Pantograhp damit haben wir ganze Wände mit Bilder bemalt. Da war eine 40 Watt Glühbirne drin , Spiegel und Raum abgedunkelt und los ging es. Der erste Proki halt. Ein Wunder der Technik.

    Nur wer arbeitet macht Fehler!

  • <O Falsch! Setzen!
    :D
    "Pantograph" heißt das erste Teil, wird auch "Storchenschnabel" genannt. Reine Mechanik und Geometrie.


    Das was Du mit 40 Watt bestückt hast war ein "Episkop", eigentlich die umgekehrte Form der Camera Obscura: Eine beleuchtete Bildvorlage wird durch ein Spiegel/Linsensystem in einem abgedunkelten Raum auf eine Fläche projiziert.


    Genug klugge.....!
    Lustig wird´s hier wirklich. Quasi wie beim Veteranentreffen :D :D :D

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  • Zitat

    Original von backmstr


    Aber wie war es in der Zeit vor Computer ??


    Kann mich eigentlich nur noch schwach entsinnen.
    Das erste Internet war glaub ich mit dieser Tastatur über Fernseher
    Dann kam das Mailbox System, und dann ja da war es plötzlich 9600baud Modem und los ging es
    lang is her



    Rechner nach IBM-PC-Standart gibt´s exact seit 30 Jahren. Die erste "Netz-Funktion" hieß BTX und konnte auch mit kleineren Heimrechnern ( Commodore, Atari etc.) gesteuert werden. War reines Text hin- und her senden. Nix Bildchen !


    Meine erste Rechnergestützte Arbeit war privat für eine Demo:
    Text auf Commodore 64 im legendären "GEOS" -Programm erstellt, als Treppchengrafik auf 9 (!) -Nadeldrucker ausgedruckt, mit Braun "Paximat" in der Garage auf Bettlaken projiziert, mit Pinsel und Abtönfarbe nachgemalt und zwei Tage später damit in vorderster Reihe gegen...was eigentlich? demonstriert. Ah! Ja , rischtisch : Volkszählung war angesagt!
    Egal! Jedenfalls hatten wir das schickeste, weil grafisch ausgewogenste Spannplakat :gut:

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  • Das ist fast noch erstaunlicher als euer "Storchenschnabel" - kann mich noch erinnern, das ein Prof in der Numerikvorlesung stolz berichtete eine schlappe Millionen DM für Arbeitsspeicher bewilligt bekommen hat... das gab ca. 1GB!


    Hab erst neulich mitgeschnitten das die DENIC praktisch nebenan saß - da gab's wahrscheinlich nichtmal ein prominentes Türschild...


    Naja - für eien Nameserver hätte man die leute eh zum Standesamt geschickt :]

    Einmal editiert, zuletzt von toemmel ()

  • Siehste, daran merk ich mein Alter: Jetzt mußte ich tatsächlich nachgoogeln, was die DENIC ist ! :rolleyes:


    Aber dafür kann ich immer noch eine komplette Fassadenbeschriftung nur mit DIN A 4 - Farbskizze, Maßstab, Schlagschnur, Holzkohle und ausreichend Farbe und Pinsel zaubern...vorausgesetzt das Gerüst steht fest !( Bin nicht schwindelfrei, mir fehlt oft die dritte Hand zum festhalten) :]

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  • Oh, ich entsinne mich ,
    mein erster Rechner 386 DX 40
    4 MB (Megabyte ) Ram
    Ne watt schön , da gab es damals in Dortmund eine Computermesse und uns wurde gesagt da gab es 4 MB Rieglechen für 160 DM (Deutsche Mark für die jüngeren unter uns) GB, das gab es nichtmal bei den Festplatten.
    Ich sag bnur Western Digital Caviar 200 MB, da würden wir heute nichtmal unser Windoof draufkriegen geschweige denn ne Coreldatei, oder AI
    Wir also ab noch Dortmund und Ram kaufen , ne war das schön, ok, wir kommen vom Thema ab.
    BTX genau so hies es damals, Also ich bin dann seid den anfängen im I-net dabei. Jubille is dann ja bald angesgt.

    Alles wird gut